Mit quietschenden Reifen dreht die Limousine ihre Runden auf der Nürburgring-Nordschleife. Sie bremst ruckartig, beschleunigt wieder und schlängelt sich durch die Kurvenkombinationen. Die Karosserie ist mit wilden Mustern versehen, die Scheinwerfer und Rückleuchten sind abgeklebt, auf dem Dach wackeln mehrere Antennen.
Es ist ein Auto auf Erprobungsfahrt, hinter dem Lenkrad sitzt ein Ingenieur. Denn trotz leistungsstarker Computer, Windkanälen und 3-D-Animationen drehen immer noch reale Prototypen ihre Runden auf Test- und Rennstrecken.
Realität statt Virtualität
Vor jeder neuen Modelleinführung wird die Neuentwicklung von den Autoherstellern unter härtesten Bedingungen auf Herz und Nieren getestet. Am Computer kann man zwar einige Komponenten entwickeln, alles testen kann man aber nicht. Fahrpraxis ist unerlässlich, um Zukunftstechnologien serienreif zu machen.
Grundsätzlich werden alle Fahrzeuge und Komponenten eines Autos getestet. Hierfür kommen stationäre Prüfstände, aber eben auch Teststrecken zum Einsatz. Für die Feinabstimmung von elektrischen Servolenkungen, Stoßdämpfern, Federn, Gummilagern oder Stabilitätsprogrammen benötigt man valide Eingangsdaten. Sprich, man muss ermitteln, wie die Realität aussieht. Und diese Bedingungen bieten nur Teststrecken. Auch die Dauerhaltbarkeit der Komponenten und ihr Verhalten unter den verschiedensten Umweltbedingungen kann in der Regel nur durch reale Fahrzeugtests geprüft und validiert werden.
Auch auf Marterstrecken müssen sich die Autos beweisen
Diese gehören auch bei nahezu jedem anderen Hersteller zur Standardausstattung der Testgelände. Zudem wird auf speziellen Akustikmessstrecken und Bremspisten gefahren. Marter- und Schlechtwegestrecken setzen dem Fahrwerk zu. Pisten mit Kopfsteinpflasterbelag haben sich sogar den Beinamen „Belgische Straße“ verdient. Auf Skidpads und bewässerten Pisten wird Fahrdynamiksystemen die optimale Abstimmung beigebracht. Andere Kurse simulieren Bergstraßen oder Stadtfahrten. Getestet werden einfach alle Fahrsituationen die Autos im Alltag begegnen können.
Ergänzend zu den Fahrten auf den Testgeländen müssen sich die Prototypen natürlich unter anderem auch unter eisigen Bedingungen im hohen Norden beweisen und Hitzeschlachten in Afrika oder dem Death Valley schlagen.
Wie hoch die Testvorgaben sind, zeigt Porsche am Beispiel Nardo. Der Stuttgarter Sportwagenhersteller holte die legendäre Teststrecke in Süditalien unter das Dach des VW-Konzerns. Nardo steht für Highspeed. Die 12,5 Kilometer lange überhöhte Kreisbahn gilt als schnellster Rundkurs der Welt. Doch Nardo bietet mehr als nur den Highspeed-Kick. Auf dem über 700 Hektar großen Areal stehen den Testern auch verschiedene Handling- und Offroadpisten zur Verfügung.
Die finden sich allerdings auch auf der Porsche Teststrecke bei Leipzig. Und schon auf 6 km passen viele Herausforderungen. Haben Sie schon einmal versucht einen 100 Meter langen Wassergraben zu durchfahren? Sind Sie mutig genug für eine extreme Rampe mit 80% Steigung? Wer diese Herausforderung einmal hautnah erleben möchte, der kann das im Rahmen eines Werksbesuches tun und mit dem Model seiner Wahl durch die sächsische Wildnis düsen. Wem die dafür notwendigen gut 800 Euro pro Person noch fehlen, kann sie sich eventuell auf bitcoinfreispiele.de dazugewinnen.
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